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Welche Krebsarten gibt es?

Warum sind manche häufiger und andere selten? Wo im Körper entsteht Krebs? Und wie heißt dieser dann?

Antworten zu diesen Fragen beantwortet Professor Kopp im folgenden Film:

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Krebs kann prinzipiell überall entstehen. Es gibt kein Körperteil, in dem nicht Krebs entstehen kann. Krebs entsteht immer dann, wenn Zellen sich von der normalen Wachstumsregulation entkoppeln und sich ungerichtet und auch unkontrolliert zu teilen beginnen. Und das geht theoretisch und auch praktisch in jedem einzelnen Organ.

Warum gibt es gerade bei Brustkrebs und Prostatakrebs eine extrem hohe Inzidenz? Handelt es sich hier um besondere Gewebestrukturen?

Die Gewebestrukturen sind insofern besonders, als dass sie sich sehr stark hormonabhängig verhalten, also sehr stark auf ein Wachstumssignal angewiesen sind. Bei der Prostata ist es das männliche Geschlechtshormon und bei der Brust das weibliche Geschlechtshormon.

Das mag ein Grund sein, weshalb wir beim Prostatakarzinom bei den Männern und Mammakarzinom, also Brustkrebs bei Frauen, die jeweils häufigste Tumorerkrankung vor uns haben. Und das korreliert mit dem Lebensalter: Je älter der Mensch wird, umso häufiger hat er Krebs.

Bei Frauen weiß man beispielsweise: Je früher eine Frau beginnt, geschlechtsreif zu werden und je später die Menopause, also je länger das Brustdrüsengewebe einer hormonellen Stimulation unterliegt, umso höher ist das Brustkrebsrisiko.

Dieser Zusammenhang, erklärt möglicherweise die Häufigkeit.

Was sind Karzinome?

Ist der Begriff Karzinom ein Synonym für Krebs? Das ist nicht ganz richtig. Karzinome sind Krebsarten, die von Häuten oder Schleimhäuten ausgehen. Beispielsweise Schleimhaut des Dickdarms, Schleimhaut der Brustdrüse oder der Prostatadrüse. All diese Tumoren nennt man Karzinome. Und es sind die bei weitem häufigsten malignen Erkrankungen, also bösartigen Erkrankungen des Menschen.

Abbildung von Karzinomen in Lunge, Prostata, Brust, Dickdarm und Blase

Was sind Leukämien, Lymphome und Sarkome?

Demgegenüber gibt es Leukämien und Lymphome, die im Grunde von den Blutzellen abstammen. Beides unterschiedliche Arten von Blutzellen. Zusätzlich gibt es noch die Sarkome. Das sind Tumoren, die sich von Bindegewebe, Fettgewebe, Knorpel und Knochengewebe ableiten.

Abbildung von Leukämien in Blut und Knochenmark und Lymphomen in Lympfknoten

Wenn man betrachtet, dass Muskeln und Knochen den höchsten Anteil an unserem Körper haben, ist es erstaunlich, dass Sarkome selten vorkommen. Warum ist das so?

Abbildung von Sarkomen in Knochen und Fettgewebe und Muskulatur
Sarkome sind vergleichsweise selten und kommen mit einer anderen Altersverteilung vor. Was zum Beispiel ganz instruktiv ist, wenn man betrachtet, welche Tumorerkrankungen bei Kindern häufiger sind.

Kinder haben so gut wie nie Karzinome. Kinder haben zum Glück insgesamt selten Krebs. Aber wenn sie an Krebs leiden, sind es meistens Leukämien, Lymphome, Sarkome, manchmal auch Tumoren des zentralen Nervensystems. Der große Unterschied ist, dass die geringere Lebenszeit eher prädisponiert für Erkrankungen ist, für die wahrscheinlich eine höhere genetische Empfindlichkeit wichtig ist, nicht so sehr Schadstoffe von außen.

Ein Paradebeispiel ist Lungenkrebs. Über 90% der Lungenkrebspatienten haben geraucht und durch das ständige Inhalieren von Tabakrauch entsteht Entzündung und Krebs in der Lunge. Typisches Karzinom und ein typisches Organ, das mit jedem Atemzug mit der Außenwelt in Kontakt ist.

Knorpel, Knochen, Bindegewebe, Muskulatur sind nicht so sehr mit der Außenwelt und den Schadstoffen in Kontakt. Und wir kennen auch wenige Risikofaktoren. Es sind eher genetische Risikofaktoren und die sind insgesamt selten. Und so sind Sarkom-Erkrankungen bei Erwachsenen deutlich seltener als Karzinom- Erkrankungen.

Die Bezeichnungen der unterschiedlichen Krebsarten

Der Name der meisten Krebserkrankungen hat tatsächlich mit der Art zu tun. Hier verwirklichen sich oft die Pathologen. Diese schauen sich die Zellen unter dem Mikroskop an. Das können im Bereich von Blutkrebserkrankungen banale Blutproben, Knochenmarkausstriche oder auch sehr dünne Gewebeschnitte sein.

Abbildung der unterschiedlichen Vorsilben und ihre Bedeutung um welche Krebsart es sich handelt
Wenn die Zellen zum Beispiel unter dem Mikroskop Ähnlichkeit mit dem Ursprungsgewebe haben und dieses drüsig aussieht, bekommt es die Vorsilbe Adeno. Adeno steht für drüsig, aus Drüsengewebe abgeleitet.

Erythro steht für rotes Blutkörperchen. Es gibt zum Beispiel Erythroleukämie. Leukämien, die Ähnlichkeit mit roten Blutzellvorstufen haben.

Die Vielgestaltigkeit ist so komplett wie man sie sich nur vorstellen kann, wenn man ins Detail geht.

Abbildung der unterschiedlichen Vorsilben und ihre Bedeutung um welche Krebsart es sich handelt
Hepato ist zum Beispiel das hepatozelluläre Karzinom, der primäre Leberzellkrebs.

Das maligne Melanom kennt man als schwarzen Hautkrebs.

Vorsilbe Lympho: Lymphom oder früher gab es zum Beispiel die Bezeichnung für Lymphosarkom. In den Lymphomen (Lymphknotentumoren) sind Lymphozyten als ursprüngliche Krebszelle.

Abbildung der unterschiedlichen Vorsilben und ihre Bedeutung um welche Krebsart es sich handelt
Das Chondrosarkom hat unter dem Mikroskop Ähnlichkeit mit Knorpel oder leitet sich von Knorpelzellen ab.

Osteosarkom ist das typische Knochensarkom.

Myelosarkom ist eine spezielle Bezeichnung. Myelo bedeutet Mark, kann in dem Fall Knochenmark sein. Myelosarkome sind interessanterweise eigentlich Tumoren, die durch eine Ansammlung von Leukämiezellen zustande kommen.

Vom Ursprungsgewebe haben Sarkome mehr mit primären Blutkrebserkrankungen zu tun als mit den Karzinomen.

Im Grunde kann man für jeden einzelnen Tumor und dessen Ursprungszelle eine Art Pendant im normalen Organismus finden. Allerdings ist dies mit Vorsicht zu genießen: Sieht ein Tumor wie Fettgewebe aus, bedeutet das nicht automatisch, dass dort eine Fettzelle war, die maligne entartet ist. Möglicherweise ist es eher so, dass Stammzellen aus dem Gewebe entarten und sich dann trotzdem ein Stück weit in einer Art Programm in diese Richtung differenzieren können.

Das heißt also nicht automatisch, dass wir mit der Beschreibung das Ursprungsgewebe oder die Ursprungszelle vor uns haben. Diese kann vielgestaltiger sein. Da gibt es viel mehr Plastizität als man früher dachte. Aber: Die Bezeichnung der Krankheit ist das, was der Pathologe erst einmal unter dem Mikroskop erkennt.

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