Fachwörter rund um die Leukämie Diagnose

Gerade am Anfang, wenn man frisch ins Krankenhaus kommt, ist man geradezu überwältigt von den vielen Fremd- und Fachwörtern, die man dort zu hören bekommt. Vor allem die Selbstverständlichkeit, mit der all diese Wörter benutzt werden, lässt einen schier verzweifeln!

Damit Sie sich besser zurechtfinden und nicht mehr das Gefühl haben müssen in einem fremden Land gelandet zu sein, in dem eine fremde Sprache gesprochen, wollen wir Ihnen kurz und knapp die wichtigsten Begriffe erläutern!

(Lesedauer: 5 Minuten)

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Onkologie und Hämatologie

Es fängt schon gleich damit an, dass Sie zur Onkologie und Hämatologie geschickt werden – Was ist das überhaupt?

Onkologie ist die Wissenschaft, die sich mit den Krebserkrankungen befasst. „Onko“ heißt soviel wie Schwellung und „logie“ die Wissenschaft oder Lehre.

Hämatologie ist dementsprechend die Lehre zu den Krankheiten des Blutes, oder des Blutbildenden Systems.

Wenn Sie nun ins Krankenhaus kommen, und zu einer diesen beiden Abteilungen geschickt werden, geht es vermutlich darum festzustellen, ob Sie eventuell eine Leukämie haben.

Die Diagnose der Leukämie

Die Aufgabe der Diagnose ist es festzustellen, welche Krankheit Sie genau haben! Denn je genauer und je zutreffender Ihre Diagnose ist, desto besser lässt sich auch die Therapie festlegen. Und eine sehr präzise Therapie hat die beste Wirkung!

Das Blutbild

Als erstes wird ein Blutbild gemacht! Dabei entnimmt man Ihnen etwas Blut aus der Vene und untersucht dieses in seiner Zusammensetzung. Leukämie heißt soviel wie „weißes Blut“. Auch wenn das etwas übertrieben ist, so ist die Farbabweichung durch die viel zu hohe Zahl von weißen Blutkörperchen leicht zu erkennen. Auch werden für das Blutbild das Aussehen einzelner Zellen genauer betrachtet

Man spricht zwar von einer Erkrankung des Blutes, aber das stimmt so nicht wirklich. Eigentlich ist die Leukämie eine Erkrankung des Blutbildenden Systems! Daher ist es bei der Diagnose sehr wichtig genau dort nachzusehen, wo das Blut gerade nicht richtig hergestellt wird: nämlich im Knochenmark

Die Knochenmarkuntersuchung

Die Knochenmarkuntersuchung ist ein fester Bestandteil bei der Leukämie-Diagnose. Ihr Ergebnis ist wichtig für die Bestimmung der genauen Art der Leukämie.

Das zur Untersuchung benötigte Knochenmark wird nicht, wie viele meinen, aus den Rückenwirbeln, sondern aus dem Beckenkammknochen entnommen. Das ist der höchste Punkt am Becken. Bei dünnen Leuten bleibt dort immer der Gürtel hängen.

Die Entnahme erfolgt durch eine Punktion. Das heißt, der Arzt sticht unter örtlicher Betäubung eine Hohlnadel durch die relativ dünne Knochenschicht ins Knochenmark und saugt mit Hilfe dieser Nadel eine geringe Menge Knochenmark an, das anschließend untersucht wird.

Bild von einer Knochenmarkpunktion

Die Lumbalpunktion

Bei einem eher kleinen Anteil der Betroffenen muss zur weiteren Diagnose auch eine Lumbalpunktion durchgeführt werden. Unser Nervensystem, das von diversen Häuten und Knochen geschützt wird, schwebt auch noch in einer Art Wasserbad, damit ja keine Druckstellen entstehen. Dieses Wasserbad, das unser Gehirn und auch unser Rückenmark umgibt, wird Liquor oder Zerebrospinalflüssigkeit genannt.

Normalerweise finden sich dort nur sehr wenige Zellen, aber im Rahmen einer akuten Leukämie, können es auch deutlich mehr sein.

Bei der Lumbalpunktion wird etwas von diesem Liquor entnommen. Der Arzt sticht mit einer dünnen Hohlnadel zwischen zwei Lendenwirbeln in den Nervenwasserkanal und entnimmt so eine geringe Menge Liquor. Dieses kann dann untersucht werden. Selbstverständlich wird das Rückenmark dabei nicht berührt! Der Liquor wird übrigens ständig neu gebildet, so dass der Verlust recht bald wieder ersetzt wird.

Zytogenetische und molekulargenetische Untersuchungen

Zu guter Letzt möchten wir noch auf die „Zyto“ Untersuchung eingehen. Zyto steht abgekürzt für zytogenetische und molekulargenetische Untersuchungen.

Leukämieerkrankungen haben ihren Ursprung in einer einzelnen Zelle, deren Erbgut defekt ist und die sich immer wieder und wieder geteilt hat. Der Erbgutfehler wird immer weitergereicht.

Unser Erbgut ist in der sogenannten DNA gespeichert. Wie Wörter reihen sich die Informationen in Form von Genen in einer sehr langen Kette aneinander.

Wenn Fehler passieren, können diese von ganz unterschiedlicher Natur sein! Teile der Informationskette fehlen einfach, oder sind einmal oder sogar zweimal zu oft da. Manchmal haben sie ihren Platz getauscht, so als ob zwei Sätze in der Mitte zerschnitten und dann falsch wieder zusammengesetzt wurden.

Es gibt zwar viele unterschiedliche solche Fehler, die zu einer Leukämie führen, aber man kann sie trotzdem recht gut klassifizieren. Welche Sorte von Fehler für die eigene Erkrankung zuständig ist, ist eine sehr wertvolle Information, da davon die genaue Art der Therapie stark abhängt!

Daher werden bei Leukämien immer sogenannte zytogenetische und molekulargenetische Untersuchungen durchgeführt.

Hiermit haben Sie schon einige der Fachwörter kennengelernt, die Ihnen in den ersten Tagen im Krankenhaus begegnen werden.

Quellen:

Bücher:
– Aulitzky, Handbuch Krebs
– Rossinger, Klinikleitfaden Hämatologie, Onkologie
– Hoffbrand, Hämatologie Essentials

https://de.wikipedia.org/wiki/Onkologie https://de.wikipedia.org/wiki/Hämatologie

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