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Das Hodgkin-Lymphom

Ein Hodgkin-Lymphom wird oftmals auch als Lymphdrüsenkrebs bezeichnet. Für eine bösartige Erkrankung sind erstaunlich viele junge Menschen betroffen. Vorab sei aber gesagt: Die Heilungsrate ist sehr gut. Über die Krankheit spricht Herr Professor Aulitzky vom Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart in diesem Video.

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Was ist ein Lymphom?

Ein Lymphom ist ein deskriptiver Begriff. Er beschreibt nur die Vergrößerung eines Lymphknotens. Wenn wir von Lymphknotenkrebsformen sprechen, sprechen wir eigentlich von malignen Lymphomen. Maligne Lymphome sind eine Gruppe von sehr unterschiedlichen Erkrankungen. Wir unterscheiden heute viele verschiedene Lymphknotenkrebsformen, die sich teilweise ausschließlich in den Lymphknoten als Lymphknotenvergrößerung abspielen. Teilweise auch im Blut nachweisbar sein können als leukämische Verlaufsformen. Aber vor allen Dingen unterscheiden sie sich in der Bedeutung für den Patienten und damit auch in den Behandlungsmöglichkeiten und Notwendigkeiten.

Abbildung wo ein Lymphom vorkommen kann. Im Lymphknoten oder im Blut

Die Namensgebung ist ein bisschen verwirrend. Man spricht von Hodgkin-Lymphomen. Warum kann man nicht einfach Lymphdrüsenkrebs sagen?

An Lymphknotendrüsenkrebs wäre nichts Falsches. Allerdings würde die Beschreibung aller Lymphom Formen als Lymphknotenkrebs nicht ausreichend präzise die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Varianten beschreiben. Daher wäre auch diese Formulierung für Patienten nicht informativ genug und müsste präzisiert werden.

Woher kommt der Name Hodgkin?

Thomas Hodgkin war ein britischer Hämatologe in der Mitte des 19. Jahrhunderts, der diese Krebsform 1832 erstmals beschrieben hat. Die Hodgkinsche Erkrankung war immer schon eine Erkrankung, die relativ friedlich verlaufen ist. Wenn man ein Hodgkin nicht behandeln würde, würde man mit einer guten Wahrscheinlichkeit jahrelang leben können. Und daher wurde diese Erkrankung schon zu der Zeit mit den damals vorhandenen Verfahren relativ präzise beschrieben.

Sind Hodgkin-Lymphome heilbar?

Die Hodgkin-Lymphome sind sehr gut heilbar. Wobei man dazu sagen muss, dass Hodgkin-Lymphome junger Menschen sehr viel besser heilbar sind, als wenn ein Hodgkin-Lymphom bei betagten Menschen auftritt. Das hat etwas mit Toleranz gegenüber der Therapie zu tun, aber wahrscheinlich unterscheiden sich diese Erkrankungen bei älteren Menschen auch biologisch von denen, die bei jüngeren Menschen auftreten.

Wer ist in erster Linie vom Hodgkin-Lymphom betroffen?

Es gibt eine 2-gipfelige Verteilung der Altershäufigkeit. Der größere Gipfel ist im Alter zwischen 18 und 30 und der zweite Gipfel in der Altersgruppe der über 60-Jährigen. Das deutet darauf hin, dass es verschiedene Erkrankungen sind. Es ist also keine kontinuierliche Altersverteilung.

Welche Symptome deuten auf ein Hodgkin-Lymphom hin?

Das typische Symptom eines Lymphoms ist immer die Lymphknotenvergrößerung. Lymphknotenvergrößerungen kommen auch als Reaktionen bei Infektionen oder bei nichtbösartigen Erkrankungen vor. Aber wenn eine Lymphknotenvergrößerung hartnäckig ist, wenn sie nicht schmerzhaft ist, wenn sie auftritt, ohne dass eine Begleitinfektion gespürt wird, können solche Vergrößerungen eine bösartige Ursache haben.

Bild eines vergrößerten Lymphknotens am Hals

Selten kommt es vor, dass Menschen durch andere Symptome aufmerksam werden, zum Beispiel Fieber unklarer Ursache oder Nachtschweiß, wobei Nachtschweiß nicht heißt, dass man morgens ein bisschen feucht aufwacht, sondern dass man zum Beispiel in der Nacht zweimal die Wäsche wechseln muss, weil man pitschnass ist.

Auch solche Symptome können ärztlicherseits eine Suche in Gang setzen und das Lymphom entdecken. Ganz selten gibt es noch Beschwerden, die in jedem Lehrbuch beschrieben werden, wie zum Beispiel, dass Menschen im Bereich von Lymphknoten Schmerzen bekommen, wenn sie Alkohol trinken. Solche eher exotischen Beschwerden können auch ein Hinweis dafür sein, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Wie merke ich den Unterschied zu einer normalen Erkältung?

Durch die Hartnäckigkeit. Eine normale Erkältung heilt, ist nach einer gewissen Zeit weg. Wenn ein Symptom z.B. länger als vier Wochen besteht, ist es ungewöhnlich und ein guter Grund zum Arzt zu gehen.

Daneben gibt es auch Symptome, die durch ihren Schweregrad verdächtig sind. Da gehört z.B. dieser massive Nachtschweiß dazu. Aber auch wenn ich mich bei Fieber katastrophal schwach fühle, sollte ich nicht vier Wochen warten.

Also: Besonderer Schweregrad, Ungewöhnlichkeit der Symptome und besondere Hartnäckigkeit sind die Symptome, die einen dazu bringen sollten, etwas Ernsthafteres zu vermuten.

Woher kommt diese Krankheit? Was ist das Lymphsystem?

Abbildung des Lymphsystems

Das Lymphsystem ist relativ häufig Ausgangspunkt maligner Entartung. Das hat zum Teil mit dem Bauplan des Immunsystems zu tun. Das Immunsystem ist irgendwie gefährdet manche genetischen Veränderungen zu machen, weil genetische Veränderungen zum Teil für die Funktion des Immunsystems wichtig sind. Das Immunsystem ist gezwungen, Immunglobuline für jede Eventualität zu produzieren. Diese müssen sehr variabel sein und müssen auch Viren erkennen, die es noch gar nicht gibt. Daher macht das Immunsystem in seiner Entwicklung mehrere Veränderungen durch, bei denen es selbst die eigenen Gene verändert. Und dabei passieren eben Unglücke. Das ist die generelle Ursache aller Lymphome.

Das Hodgkin-Lymphom ist eine der wenigen Erkrankungen, die bei sozial bessergestellten Menschen häufiger vorkommt als bei sozial weniger gut gestellten Menschen. Das hat möglicherweise etwas mit Viren zu tun. Der Epstein-Barr-Virus begünstigt etwas die Entstehung von Hodgkin Lymphomen, indem er den Lymphzellen, die er infiziert, ein Wachstumssignal liefert, das dann im Kontext mit entarteten Ereignissen etwas leichter dazu führt, dass eine bösartige Erkrankung entsteht.

Der Virus ist nicht die Ursache der Erkrankung, er schafft nur ein Milieu, in dem sich die Erkrankung leichter entwickeln kann. Wenn man den Epstein-Barr-Virus nicht im Kleinkindesalter kennenlernt, sondern erst in der Pubertät, was bei uns das Gängige ist, spielt das eine gewisse Rolle für eine etwas höhere Häufigkeit.

Information zum Epstein-Barr-Virus: Dieser Virus infiziert uns alle. Ausnahmslos.

Die Hodgkinsche Erkrankung erwischt trotzdem nur einen von 1000. Das bedeutet, dass der Epstein-Barr-Virus nicht die Ursache ist. Man kann die Erkrankung nicht durch Vermeidung körperlich enger sozialer Kontakte in der Jugend vermeiden. Daher sollte man sich auch nicht solche Sorge machen. Es hat nicht mit der Lebensweis zu tun, sondern es kommen zufällig zu dem Virus tumorentstehende Ereignisse dazu. Deshalb wäre es kein probates Rezept, eine Epstein-Barr-Virus Infektion durch Enthaltsamkeit in der Pubertät zu vermeiden, um damit keinen Hodgkin zu bekommen. Es gibt nicht viele Menschen, die schwer krank werden vom Epstein-Barr-Virus. Das sind nur vereinzelte.

Spielen sonstige virale Erkrankungen eine Rolle?

Nein, diese spielen keine Rolle. Es gibt sehr definierte genetische Veränderungen, die beim Hodgkin eine große Rolle spielen. Die auch für den Phänotyp, den der Hodgkin am Ende liefert, eine gewisse Rolle spielen. Dazu gehören Veränderungen, die das umliegende Immunsystem daran hindern, die Zellen zu attackieren.

Ist das eine genetische Veränderung, die der Mensch von vornherein mitbringt?

Nein, es ist eine erworbene genetische Veränderung, bei der sich bestimmte Chromosomenregionen vervielfachen. Diese Chromosomenregionen beinhalten die Sequenz für Proteine, die das Immunsystem lähmen. Damit können sich diese doch recht veränderten Hodgkin-Zellen davor schützen, von der hoch entzündlichen Umgebung, die im Hodgkin meistens zu finden ist, aufgefressen zu werden.

Das hat wieder den Vorteil, dass man hervorragende Resultate bei Hodgkin bekommt, wenn man diese Veränderungen reversiert. Deshalb ist eine der Entwicklungen der letzten Jahre, dass Immuntherapien bei den Hodgkin Rückfällen eine große Rolle spielen und auch bei keiner anderen Erkrankungen so wirksam sind wie bei der Hodgkinschen Erkrankung.

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