Wie funktioniert eine Chemotherapie?
Teil 2: Ablauf und Nebenwirkungen

im zweiten Teil unserer Trilogie zum Thema Chemotherapie geht es um die unterschiedlichen Zielsetzungen einer Chemo und wie diese verabreicht wird. Es werden Begriffe wie „kurativ“, „palliativ“ oder auch „zentraler Venenverweilkatheder“ und „Portsystem“ besprochen. Schlussendlich gehen wir noch auf die Nebenwirkungen ein.

(Lesedauer 7 Minuten)

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Welche Ziele werden mit einer Chemotherapie verfolgt?

Es geht immer darum auf systemischer Ebene – also im ganzen Körper – Krebszellen zu bekämpfen, bis keine oder nur noch so wenige Krebszellen vorhanden sind, dass sie vom Immunsystem des Körpers kontrolliert und bekämpft werden können.

Kurative oder palliative Therapie

Je nach Krankheitsstadium, bzw. dem allgemeinen Gesundheitszustand wird entweder eine kurative oder eine palliative Therapie verfolgt. Wobei hier der komplette Therapie-Ansatz gemeint ist und nicht nur die Chemotherapie.

Mit „kurativ“ meint man eine Therapie, deren Ziel die vollständige Heilung von der Krebserkrankung ist. Kurativ heißt auch so viel wie heilend. Wenn eine Heilung nicht möglich ist, wird die sogenannte palliative Therapie verfolgt. Das Ziel dabei ist es, das Fortschreiten der Krankheit hinauszuzögern und belastende Symptome zu minimieren.

Was zunächst wie „Schwarz und „Weiß“ klingt, muss man sich eher mit vielen Zwischentönen vorstellen! Nach einer erfolgreichen kurativen Therapie ist man zwar danach krebsfrei, aber das heißt nicht unbedingt, dass alles wieder so ist wie vor der Erkrankung. Je nachdem wie schwer die Erkrankung und wie intensiv daher die Therapie war, können durchaus nachhaltige Einschränkungen zurückbleiben. Ein besonders schwerwiegendes Beispiel ist der Verlust der Fertilität bei jungen Krebspatienten. Damit ist gemeint, dass diese nach der Therapie evtl. keine Kinder mehr bekommen oder zeugen können. Das betrifft sowohl Frauen als auch Männer!

Umgekehrt sollte die Notwendigkeit einer palliativen Therapie heutzutage nicht mehr solch negative Emotionen auslösen, wie es leider oftmals der Fall ist. Früher, vor 10 bis 20 Jahren, konnte man für Patienten, die schon Metastasen hatten, oftmals nicht mehr viel tun. Aber die Zeiten und die Möglichkeiten der Therapien haben sich glücklicherweise sehr geändert!

Für viele Patienten bedeutet eine palliative Therapie heute, dass sie bei hoher Lebensqualität ein fast normales Leben führen können. Und das über Jahre hinweg! In vielen Fällen sollte man eher von einer chronischen Krankheit und deren Therapie ausgehen. Aber das hängt natürlich auch von dem Schweregrad der Krankheit ab und dem allgemeinen Gesundheitszustand.

Lebensstandard trotz palliativer Therapie

Wie werden die Medikamente verabreicht?

Neben dem zeitlichen Ablauf der Chemotherapie ist auch noch die Frage wichtig, wie diese Medikamente überhaupt verabreicht werden? Manche Zytostatika können einfach als Tabletten genommen werden. Manche werden auch gespritzt. Kurz und schmerzlos!

Infusionen

Die meisten werden per Infusion verabreicht. Das heißt die Chemotherapeutika werden in größeren Beutel mit Flüssigkeit gelöst und hoch über dem eigenen Kopf aufgehängt. Es wird ein Zugang zu einer Vene gelegt und die Flüssigkeit kann dann über einen längeren Zeitraum, tröpfchenweise in das Blut gelangen. Für mache Medikamente ist es eben wichtig, dass es sehr langsam geht, um die Nebenwirkungen gering zu halten und die Verträglichkeit zu verbessern. Das ewige Warten bis die Infusion durchgelaufen ist und man den letzten Tropfen im Schlauch verschwinden sieht, das wird Sie in der Zeit der Chemotherapie stark beschäftigen!

Wie die Chemoflüssigkeit durch dien Tropf fließt

Für den Zugang zu der Vene gibt es drei unterschiedliche Methoden.

Der Venenverweilkatheder

Am einfachsten ist der Venenverweilkatheter. Dieser wird genutzt, wenn nicht so viele Zytostatika-Infusionen geplant sind. Er wird meist in die Armbeuge gelegt und kommt nach wenigen Tagen wieder raus.

Der zentrale Venenverweilkatheder (ZVK)

Eine Nummer größer ist der zentrale Venenkatheter. Dieser wird unter örtlicher Betäubung von Ärzten in eine größere Vene unter dem Schlüsselbein oder am Hals gelegt und kann länger dort belassen werden.

Das Portsystem

Schlussendlich gibt es noch das Portsystem. Das kommt zum Einsatz, wenn man mehrere Therapiezyklen über einen längeren Zeitraum machen muss. Eine kleine Kammer wird während einer Operation unter die Haut gepflanzt und über einen kleinen Schlauch mit einer großen Vene verbunden. Die Portkammer liegt so geschützt unter der Haut, meist unterhalb des Schlüsselbeines. Die Portkammer wird von außen durch die Haut mit einer Spezialnadel angestochen. An diese Nadel wird die Infusion angeschlossen. So vertragen die Venen die langandauernde Gabe von Zytostatika auch besser.

Bild eines Portsystems

Die Nebenwirkungen

Gleichzeitig mit den Zytostatika bekommt man auch die Medikamente, die die Nebenwirkungen erträglicher machen. Das sind manchmal überraschend viele! Aber nicht nur die Wirkung der Zytostatika ist in den letzten Jahren sehr viel besser geworden, sondern auch die der Medikamente gegen die Nebenwirkungen der Zytostatika.

Viele Nebenwirkungen lassen sich nicht direkt vermeiden. Aber es ist wichtig die weiteren Konsequenzen für die Gesundheit und das Wohlbefinden zu minimieren. So lässt sich je nach den verabreichten Zytostatika der Haarausfall nicht vermeiden. Manche tragen ihre Glatze mit Stolz, manche möchten diese aber lieber verbergen. Dafür gibt es wirklich gute Tipps und Tricks.

Kritischer ist die Beeinträchtigung des Immunsystems. Weil das blutbildende System auch so schnell und so viele neue Zellen produziert, wird es genauso von den Zytostatika ausgebremst. Hier ist es dann wirklich wichtig in den kritischen Phasen sehr vorsichtig zu sein und möglichen Infektionsquellen konsequent aus dem Weg zu gehen.

Auch die Zellen der Haut und Schleimhäute teilen sich schnell und werden daher auch von den Zytostatika betroffen. Hier helfen oftmals nur viel Pflege und das strikte Vermeiden von irritierenden Substanzen.

Leider können auch Langzeitschäden auftreten wie z.B. Missempfindungen an Händen und Füssen, auch Polyneuropathie genannt, oder eine reduzierte Leistungsfähigkeit, die als Fatigue bezeichnet wird.

Die Wirkung der Chemotherapie wird in regelmäßigen Abständen mithilfe von Blutuntersuchungen und/oder bildgebenden Verfahren wie Ultraschall, CT, MRT o.ä kontrolliert. Die Erkenntnisse daraus sind dann die Grundlage für die weitere Entscheidung zur Gestaltung des Behandlungsplans. Denn dieser ist ja nicht in Stein gemeißelt. Solche Entscheidungen werden aber nicht von einem einzelnen Arzt getroffen.

Abbildung welche Optionen man hat aus den Erkenntnissen von CT,MRT etc

Ein Gremium von Ärzten aus unterschiedlichen Fachrichtungen diskutiert und trifft gemeinsam diese Entscheidungen. Dieses Gremium bezeichnet man als Tumorboard.

Im dritten und letzten Teil kommen wir zum konkreten Ablauf der Chemotherapie bei akuten und chronischen Leukämien. Ebenso gibt es einen kurzen Einblick bei soliden Tumoren.

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